Neue Blickfänge im
Turm-Museum
Kirchengeschichte Einrichtung ist in die
Saison
gestartet – Fotostammtisch stellt aus
April 2019
Gleich mehrere Gründe gibt es für
einen Besuch des Turm-Museums St. Magnus,
das jetzt in die neue Saison gestartet ist. Zum einen hat das Team um
den
ehrenamtlichen Museumsleiter Detlef Kiesé und Koordinator Fred
Weyers die
Ausstellung in dem aus dem Jahr 1845 stammenden Bauwerk erneuert. Auf
grafisch
gestalteten Tafeln erfährt der Besucher auf dem Weg zu den
Aussichtsöffnungen
in veränderter Sichtweise Wissenswertes über den
mächtigen Sakralbau und sein
Inventar. Zu sehen sind unter anderem eine Auswahl der von Ludwig
Hellner
(Hannover) um 1847 angefertigten Architektenzeichnungen sowie eine
Kollage mit
künstlerischen Kirchenansichten.
Parallel
zu den zahlreichen Exponaten, Dokumenten und Fotos, die während
des Turm-Aufstiegs über 113 Stufen bis zu den obersten
Kirchenglocken zu sehen
sind, bietet die Museumsarbeitsgruppe eine Sonderausstellung, die
allerdings noch im Aufbau ist: Die Museumsleitung hat den
Fotostammtisch
Esens beauftragt, sich das große Kirchengebäude einmal aus
qualifiziert-künstlerischer Sicht anzunehmen. Und die Ergebnisse
der Mitglieder
sind erstaunlich. Eine Ausstellungseröffnung findet zu einem
späteren Zeitpunkt
statt.
Zu den imposanten Exponaten im 1982
gegründeten Museum gehören der
Bestattungswagen von 1880, der einst von Pferden gezogen wurde, das
Turm-Uhrwerk von 1873, eine alte Kirchenfahne, schwere
Glockenklöppel, ein
reich besticktes Antependium (Altardecke) und Zinkblech-Orgelpfeifen
von 1940.
Das Museum erlaubt durch eine Zwischentür einen Blick in das
Innere der
Arnold-Rohlfs-Kirchenorgel von 1860 und bietet bei den Glocken einen
Rundumausblick über Esens bis zu den Ostfriesischen Inseln.
Das Turm-Museum St. Magnus ist bis Oktober
dienstags und donnerstags von 15
bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 12 Uhr geöffnet.
Ansprechpartner sind Fred
Weyers, Heinrike Kempken, Rolf Krüger, Frank Brüling und Jens
Kleen. Führungen
sind auf Anfrage unter Telefon 04971 / 919712 möglich. Der
Eintritt ist frei,
um eine Spende am Ausgang wird gebeten.
Neue
Blickfänge im Turm-Museum kommen an
Kirchengeschichte
Einrichtung ist in die Saison
gestartet –
Lob von Esenser Stadtführern – Bibelfliesen als
Sonderausstellung 2018
Eine
Sonderausstellung beschäftigt
sich unter dem Motto
„Typisch
friesisch. Und echt
biblisch“ mit Bibelfliesen.
Esens
/ AH
– Im 1845 fertiggestellten
Turm der Esenser St.-Magnus-Kirche hat das Museumsteam in den
vergangenen
Monaten die Dauerausstellung nach neuesten grafischen Gesichtspunkten
umgestaltet. Und die fand bei den Gästen während der
Eröffnung am Sonnabend
lobende Worte. Insbesondere die Esenser Stadtführer sahen es
positiv, dass sich
die Gäste nach ihren Führungen intensiver mit der
Historie
des bedeutenden
Sakralbaus auseinandersetzen können.
Wie
der
ehrenamtliche Museumsleiter Detlef Kiesé
erläuterte, erfahren die Besucher auf grafisch neu gestalteten
Tafeln auf dem
Weg zu den Aussichtsöffnungen in veränderter
Sichtweise
Wissenswertes über das
Kirchengebäude, sein Inventar und manche Randgeschichte.
„Zu
sehen sind unter
anderem eine Auswahl der von Ludwig Hellner um 1847 angefertigten
Architektenzeichnungen, eine Collage mit künstlerischen
Kirchenansichten und
eine Wandmarke, an der man ablesen kann, dass der Bau von 1844 auf 1845
für
einige Monate unterbrochen werden musste“,
erläuterte
Kiesé.
Mit
einem
Buchgeschenk bedankte sich der Museumsleiter
beim Koordinator Fred Weyers sowie den Aufsichtskräften
Heinrike
Kempken, Rolf
Krüger, Frank Brüling und Lina Bromba sowie
Küster Jens
Kleen, die für das
Betreiben der Einrichtung unverzichtbar seien. Ebenso eine wichtige
Rolle
spielten Sponsoren, die die inhaltliche Neugestaltung –
ausgeführt von der
„Kreativwerkstatt Esens – finanziell erst
ermöglich
hätten: Die Volksbank Esens
gab einen Betrag von 1400 Euro, die 200 Jahre alte Baustoffhandlung
Hedlefs,
für die sich Firmeninhaber Enno Hedlefs ein Bild vom Resultat
machte, sogar
1500 Euro.
Pastor i. R. Bernd Reinecke, der ebenfalls im Museumsteam mitarbeitet, erläuterte den Eröffnungsgästen die Sonderausstellung, die einen Besuch des Kirchturms zusätzlich attraktiv macht. Unter der Überschrift „Typisch friesisch. Und echt biblisch“ hat der Geistliche aus seiner Privatsammlung 44 Bibelfliesen unter 600 bisher bekannten Motiven ausgestellt – geordnet nach Altem und Neuem Testament. „Seit Mitte des 16. Jahrhunderts wurden in niederländischen Manufakturen Fliesen mit biblischen Motiven produziert.
Auf
kleinstem Raum von 13 mal 13 Zentimetern sind
hier
bekannte, aber auch manche unbekannten Szenen aus der Heiligen Schrift
dargestellt“, berichtete Reinecke. Die meisten dieser
Bibelfliesen fände man in
Ostfriesland in den Häusern von Seefahrern,
Großbauern oder
Kaufleuten. „In den
Küchen und Wohnzimmern saßen Bibelfliesen an der
Innenseite
der Außenwände bis
zum Fenstersims hoch, wo sie gleichzeitig gegen Kälte und
Nässe schützten.“
Diese Fliesen seien Ausdruck damaliger Volksfrömmigkeit und
Volkskunst gewesen
und dienten der Veranschaulichung von Bibeltexten. Zugleich waren
Bibelfliesen
didaktische Hilfsmittel bei der häuslichen und
privatschulischen
religiösen
Unterweisung.
Sponsor Enno Hedlefs (4. v. l.) ließ sich von Museumsleiter Detlef Kiesé (l.) die Kirchenbaumaterialien längst vergangener Tage erläutern. Auch die Mitarbeiter (v. l.) Frank Brüling, Bernd Reinecke, Heinrike Kempken, Fred Weyers und Rolf Krüger hören aufmerksam zu. Im Hintergrund ein Teil der neugestalteten Dokumentation zur Kirchengeschichte. BILD: Hannelore Hauer
Von früheren
Esenser Kloster-Standorten
Volksbank unterstützt Gestaltung der Sonderausstellung mit 1200 Euro
ESENS – Jan-Siefke Dirks und Helmut Hicken, Vorstände der Volksbank Esens, zeigten sich beeindruckt von der grafischen Gestaltung: Im Zuge der Vorbereitungen für die neue Sonderausstellung im Turm-Museum St. Magnus sind jetzt die großformatigen Tafeln eingetroffen, die sich mit den mittelalterlichen Klöstern bei Esens beschäftigen. Und das Kreditinstitut hat die Herstellung in der Kreativwerkstatt Esens, Helge Heyen, mit 1200 Euro bezuschusst.
Stellten die Tafeln zur neuen Klosterausstellung vor: v. l. Küster Jens Kleen, Volksbankvorstand Helmut Hicken, Museumsleiter Detlef Kiesé, Aufsicht Hans-Alfred Friedrich, Aufsicht Fred Weyers, Aufsicht Simon Arens und Volksbankvorstand Jan-Siefke Dirks.
Anlass für die Schau, die im ersten Obergeschoss gleich neben dem Turmuhrwerk von 1873 entsteht, war das 500-jährige Reformationsjubiläum in diesem Jahr. Denn mit der Reformation endete auch in unseren Breitengraden die Klosterzeit, von denen nur eine überschaubare Zahl an Spuren geblieben ist. Im hohen Mittelalter gründeten niederländische Klöster im nördlichen Harlingerland zahlreiche Tochterklöster. „Überwiegend erschlossen sie bis dahin nicht genutzte Heide- und Moorgebiete und leisteten dort wertvolle Kulturarbeit“, berichtet Axel Heinze, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Esens Museums „Leben am Meer“ an Inhalt und Konzeption mitgearbeitet hat. Mehrere dieser Klosterstätten seien bereits im Mittelalter wieder aufgegeben worden. Nur das Kloster Marienkamp vor den Toren der Stadt hielt sich bis zur Reformation.
Hier auf Marienkamp, Anfang des 15. Jahrhunderts ursprünglich errichtet als Frauenkloster der Benediktinerinnen, wurden die vormaligen Klöster Schoo („Sconamora“), Oldekloster, Pansath und Margens unter den Augustiner Chorherren als Vorwerke weitergeführt und Hopels, Reepsholt und Burkönken beaufsichtigt. „Im Jahr 1430 waren hier 100 Mönche genannt“, weiß Heinze. Das Kloster Marienkamp sei mit umfangreichen Ländereien und fünf Vorwerken ausgestattet gewesen, darunter Pansath, Margens.
Axel Heinze: „Das Kloster war eine bedeutende Kulturstätte und ein Wirtschaftsfaktor für die Region.“ Esenser Häuptlinge seien in der Klosterkirche bestattet worden. Der gesamte Besitz wurde um 1530 im Rahmen der Reformationswirren zerstört, das Areal und die dazu gehörenden Flächen fielen an den ostfriesischen Grafen und wurden später als landwirtschaftliche Fläche oder zur Schafzucht (Domäne Schafhaus) genutzt.
Gespickt mit interessanten Abbildungen wird diese Geschichte in wenigen Sätzen übersichtlich dargestellt. Dazu gibt es eine Vitrine mit Fundstücken vom früheren Klosterstandort Marienkamp. Hier handelt es sich im Übrigen um eine Gemeinschaftsausstellung mit dem Museum „Leben am Meer“, das in diesem Jahr zum Reformationsjubiläum unter dem Titel „Auf den Spuren der Klöster in Esens“ geführte Fahrradtouren entlang ehemaliger Klosterstätten anbietet und die Sonderausstellung „Der Schatz von Schoo“ zeigt – mit Münzen, die vom Gelände des ehemaligen Kloster Sconamora stammen. .
Ausstellungs- und zugleich Saisoneröffnung ist am Sonntag, 2. April, um 11.15 Uhr direkt im Turm-Museum St. Magnus. Die dann folgenden Öffnungszeiten (bis Ende Oktober), in denen Ramona Janssen, Fred Weyers, Hans-Alfred Friedrich, Simon Arens, Jens Kleen und Detlef Kiesé Ansprechpartner sind, bleiben wie in den Vorjahren: dienstags und donnerstags, 15 bis 17 Uhr, und sonntags von 11 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen sind auf Anfrage unter Telefon 04971 / 919712 möglich.
Wie der ehrenamtliche Museumsleiter Detlef Kiesé berichtet, hat das Team nun – im Jahr des 35-jährigen Bestehens des Museums im St.-Magnus-Kirchturm von 1844 – mit einer umfassenden Umgestaltung und Modernisierung begonnen, wobei der Informationswert erhöht und die Präsentation optisch verbessert werde. Allerdings lege man weiter Wert darauf, die historische Architektur ursprünglich wirken zu lassen.
Ticken des Uhrwerks
begleitet die Besucher
Sonderausstellung 2015
widmet sich der Mechanik, die 1873 drei Uhrmacher
installierten
Von Detlef Kiesé
Es ist im Turm-Museum St. Magnus in Esens das einzige Exponat, das ein Geräusch abgibt und daher für besondere Aufmerksamkeit sorgt: Das 1873 installierte Turmuhrwerk steht in diesem Jahr im Mittelpunkt einer Sonderausstellung, die noch bis zum Ende der Herbstferien zu sehen ist.
Museumsmitarbeiter hatten die 1975 stillgelegte Mechanik auf der zweiten Etage im Jahr 1982 wieder gangbar gemacht, seither sorgt sie durch das Ticken für großes Interesse bei den Besuchern. Zusätzlich zur Dauerausstellung erfährt man, dass der Kirchenvorstand seinerzeit mehrere Angebote einholte, sich dann aber für die Arbeitsgemeinschaft der Esenser Uhrmacher Andreas Adolf Hicken (1834–1912), Hermann Smit und Menko Gastmann (1832–1923) entschied. Sie montierten das in einem gusseisernen Rahmen befindliche Werk „Nr. 228“ der Uhrenfabrik Phillipp Furtwängler und Söhne aus Elze/Hildesheim in einem Holzgehäuse mit Klappen und Türen. Kostenpunkt: 598 Thaler.
Nachdem das 1845 in den Turmneubau installierte Uhrwerk nicht mehr funktionstüchtig war, sorgte ab 1873 also diese durch drei Gewichte am Seilzug angetriebene und über einem schweren Pendel getaktete Mechanik für die Steuerung der drei Ziffernblätter an der Turmaußenwand sowie für das Anschlagen der beiden Uhrenglocken im Dachreiter über dem Chorraum der St.-Magnus-Kirche. Diese erklangen jeweils zur vollen Stunde sowie in Viertelstunden-Abständen.
Täglich musste das Uhrwerk aufgezogen und des Öfteren gepflegt und gewartet werden. Diese Aufgaben vergab der Kirchenvorstand ebenfalls an Uhrmacher aus der Bärenstadt. Nach Friedrich Meyer, Adolf Hicken und Menko Gastmann waren es ab 1905 Uhrmachermeister Heinrich Janssen (1869–1955) und im Anschluss sein Sohn, Uhrmachermeister Johannes „Tick-Tack“ Janssen (1908–1992), der gelegentlich von seiner Ehefrau unterstützt wurde. Aus den Kirchenakten ist zu entnehmen, dass man die Arbeiten mit 54 Reichsmark im Monat entlohnte; in der Hyper-Inflationszeit 1923 wurden Janssen nach schriftlichem Antrag sogar 40 000 Mark zugesprochen.
Die St.-Magnus-Kirche erhielt 1931 Stromanschluss. Eine Teilfunktion des Uhrwerks wurde aber erst 1969 durch einen Schrittmotor für die Zeitanzeige ersetzt, der durch eine ebenfalls elektrisch betriebene Hauptuhr gesteuert wurde. Die Außerdienststellung der Mechanik von 1873 kam dann 1975, als die im Dachreiter verbliebene Uhrenglocke zeitgleich mit einer Glocken-Neuanschaffung in den Turm umgehängt wurde. Der Vertrag mit Johannes „Tick-Tack“ Janssen wurde gekündigt. 1990 kehrte das Elektronik-Zeitalter in den St.-Magnus-Turm ein. Seither steuert ein kleiner programmierbarer Computer die Turmuhr, die Uhr-Glockenschläge und auch das Läuten der Glocken.
Turm-Museum
Sonderausstellung 2014
Pastor
entwirft den Weinstock-Altar
AUSSTELLUNG im Turm-Museum in St.
Magnus widmet sich
dem Wirken von Christian
Wilhelm Schneider
Erstmals
sind die 300 Jahre alten Zeichnungen vom Bau des Esenser Waisenhauses
zu sehen
Von Detlef
Kiesé, Esens
ESENS
- Christian Wilhelm Schneider war einer der prägendsten, aber
auch
umstrittensten Persönlichkeiten seiner Zeit. Der Pastor aus
dem
thüringischen Herbstleben, der zwischen 1678 und 1725
lebte,
hatte sich dem Pietismus verschrieben und baute mitten in Esens mit
großem Engagement ein Waisenhaus mit Armenschule auf, die
einen
Vorbildcharakter für die ganze Region haben sollten.
Die neue Sonderausstellung im Turm-Museum in St. Magnus widmet sich dem Wirken dieses Geistlichen allerdings vor einem anderen Hintergrund: Genau vor 300 Jahren, 1714, stiftete der Esenser „Oberpfarrer“ der St.-Magnus-Kirche den Weinstock-Altar, der heute deshalb so besonders ist, weil die Darstellung des Gekreuzigten umgeben von Trauben und Reben so gar nicht typisch ist für die Nordseeküste. Christian Wilhelm Schneider könnte die heutige Altar-Zusammenstellung sogar entworfen haben. Den deutlichen Hinweis darauf gibt eine Zeichnung in seinem in den Jahren 1711 bis 1719 entstandenen Haushaltsbuch für den Bau des Waisenhauses. Mit Bleistift zeichnete er den Weinstück-Altar mit all seinen Elementen im gotischen Chorraum der Vorgängerkirche – allerdings nicht so detailliert, dass es eine Zeichnung nach dem Aufbau sein könnte.
Dass Schneider eine scharfe Sichtweise besaß und seine Eindrücke für seine Zeit zeichnerisch filigran aufs Papier bringen konnte, beweist auch die berühmte Ansicht der mit Wällen und Gräben befestigten Bärenstadt, die der Pastor aus der Südwestperspektive zeichnete.
Eine
Kopie dieser Originalzeichnung, die ebenfalls auf 1714 datiert wird,
ist ebenfalls in der Ausstellung „Weinstock-Altar
für St.
Magnus – Vom Schaffen des Waisenhausgründers Pastor
Christian Wilhelm Schneider“ im Turm-Museum zu finden.
Die neue Ausstellung ist in zwei Teile gegliedert: Das Museumsteam erläutert zum Einen die Bestandteile des Weinstock-Altars, an dem unterschiedliche Künstler zu verschiedenen Zeiten gearbeitet haben. Es handelt sich also nicht um ein einheitliches Kunstwerk. Die Altarplatte stammt aus dem Mittelalter, die hölzernen Elemente aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beziehungsweise Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Lindenholz-Aufsatz, die Predella, zeigt als Relief die Feier des Abendmahls. Vor der Darstellung von Jesus am Kreuz mit den Werkzeugen seiner Marterung befinden sich die Figuren von Maria und Johannes, die über Jahrzehnte seitenverkehrt positioniert waren. An den Kniebänken sind Moses mit den Gesetzestafeln und Reformator Martin Luther mit Bibel und Schwan dargestellt. Teile werden dem Esenser Holzschnitzer Habbe Hinrichs Kröpelin (1672–1747) zugeschrieben. Als Exponate ergänzen eine rote Altardecke und ein Podest diesen Part.
Immerhin waren als Wirtschaftszweige Wolle-Manufaktur, Weberei, Tuchfabrik, Bäckerei, Brauerei und Mühle integriert, im Saal stand eine Gerhard-von-Holy-Orgel. Weiterhin hielt der Pastor Szenen von der Ziegelsteinbeschaffung fest – vom Abbruch der Esenser Burg und der Festung am Neustädter Wall.
Übergabe
des restaurierten
Bestattungswagens
am 22.
November
2012
Finanzierung
durch Stiftung „Kulturschatz
Bauernhof“ und
Sparkassenstiftung Harlingerland
Restaurator
Lars Böhner: Mit Kohlensäure
gegen den Nagekäfer
Wichtigstes
Exponat in dem 1981 eröffnen
Turm-Museum
Dr.
Oliver Brehm: Restaurierter Bestattungswagen ist
selten erhaltenes kulturhistorisches Fahrzeug
ESENS
– Er gehört zu den
auffälligsten Exponaten in dem vor 30 Jahren
eröffneten
Turm-Museum St. Magnus: der zweispännige Bestattungswagen mit
Sargkasten und Sitzbank gleich im Eingangsbereich zwischen
Turmtür
und Kirche. Der Zahn der Zeit hatte an diesem Gefährt genagt,
so
beschloss die Museumsleitung gemeinsam mit der Esenser
Eigentümerfamilie Edzards/Paulus, diese Pferdekutsche
restaurieren
zu lassen. „Jetzt ist der Leichenwagen wieder gut
vorzeigbar“, erklärte Museumsleiter Detlef
Kiesé bei
der Übergabe am Donnerstag.
Dass
der für die Nachwelt konservierte
Bestattungswagen ein selten erhaltenes kulturhistorisches Fahrzeug ist,
betonte bei der Übergabe des Exponats Dr. Oliver Brehm in
seiner
Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender der Stiftung
„Kulturschatz Bauernhof“ und neuer
Geschäftsführer des Monumentendienstes. Die in
Cloppenburg
ansässige Stiftung hatte die Aufarbeitung zusammen mit der
Sparkassenstiftung Harlingerland und der St.-Magnus-Kirchengemeinde
finanziert.
Diplom-Restaurator
Lars Böhner vom
Restaurierungszentrum Neuenburg hatte nach Beratung durch Hermann
Schiefer, staatlicher Denkmalpfleger in Ems-Jade, den Auftrag erhalten
und ließ die Kutsche in den Sommermonaten 2012
zum erneuten Blickfang im
Museum werden. Hier bereichert das
Gefährt die Abteilung Friedhof/Bestattungswesen.
Für
Lars Böhner stand zunächst die
Holzschutzbehandlung des gewichtigen Aufliegers an. „Wir
haben
uns für die völlig ungiftige und innovative
Behandlung mit
Kohlensäure entschieden, mit der der Befall von Anobien oder
Nagekäfer-Larven wirkungsvoll beseitigt wird“,
berichtet der
Fachmann. Hierfür sei die komplette Konstruktion aus Nadelholz
nach Bremen gebracht worden, wo sie in eine acht Meter lange
Edelstahl-Druckkammer mit einem Durchmesser von 210 Zentimetern
gestellt wurde. „Dem Holz wurde bei Druckatmosphäre
von 30
bar der Sauerstoff entzogen, was die Tiere absterben lässt
–
man spricht auch von der umgekehrten Taucherkrankheit“,
beschreibt Böhner den Prozess bei der so genannten Entwesung.
Weitere
Behandlungen der Holzpartien, aber auch
sämtlicher weiterer Materialien – vor allem Metall
und
Textilien – wurden in der Werkstatt in Neuenburg vorgenommen.
Böhner und seine Kollegin, Diplom-Restauratorin Anja Hanisch,
haben hier in der Gemeinde Zetel im Frühjahr 2010 die
Tischlerei
übernommen, die einst zur traditionsreichen
Möbelhandlung
Diedrich Müller gehörte.
„Hausherr“ ist
allerdings der eingetragene
Verein
„Zentrum für Holz- und
Möbelrestauration“ mit
Vorsitzendem Dr. Uwe Meiners und seinem Stellvertreter
Bürgermeister Heiner Lauxtermann an der Spitze.
Eine
Reinigung und Konservierung des metallenen
Fahrgestells und der Eisen beschlagenen Räder
mit mikrokristallinem Wachs
an sowie die Ausbesserung der Schad-
und Schabstellen im schwarzen Lack und der goldbronzenen Verzierungen,
die Aufarbeitung der textilen Bestandteile und eine Untersuchung der
Malschichten waren weitere Schritte. „Wir wollten die
ursprüngliche farbliche Fassung dokumentieren, das Fahrzeug
jedoch
in seinem Zustand belassen, in dem es bei seiner letzten Fahrt
war“, betont Diplom-Restaurator Böhner.
Finanziert
wurde diese Maßnahme von der
Stiftung „Kulturschatz Bauernhof“ in Cloppenburg ,
der
Sparkassen-Stiftung Harlingerland und der evangelisch-lutherischen
Kirchengemeinde St. Magnus.
Die
Öffnungszeiten des Turm-Museums sind zwischen Ostern und
Oktober
dienstags und donnerstags (15 bis 17 Uhr) sowie sonntags (11 bis 12
Uhr). Sonderführungen können mit dem Museumsleiter
Detlef
Kiesé (Telefon 04971 / 919712, vormittags) vereinbart werden.
Mehr unter:
www.turmmuseum-esens.de
Turm-Museums-Leiter
Detlef
Kiesé
(2. V. l.) freute sich über den restaurierten
Bestattungswagen.
Neben ihm v. l. Jürgen Oppermann von der
Eigentümerfamilie
Edzards/ Paulus, Anne Janssen (Sparkassen-Stiftung Harlingerland),
Museumsmitarbeiter Fred Weyers, Dr. Oliver Brehm (stellv. Vorsitzender
der Stiftung „Kulturschatz Bauernhof“ und neuer
Geschäftsführer des Monumentendienstes) sowie Pastor
Bernd
Reinecke, Kirchengemeinde St. Magnus.
DAS
EXPONAT (Kurzfassung / Info-Kasten)
Der
Bestattungswagen
soll laut Experten um 1880
gebaut worden sein. Er gehört der Familie Gerhard Edzards,
vertreten durch Hilda Paulus, und wurde dem Turm-Museum
1981als Dauerleihgabe zur
Verfügung gestellt. Der Sarg
wurde seinerzeit durch die rückwärtige Tür
der Kutsche
eingeschoben.
Edzards
soll die Kutsche, die von zwei Pferden gezogen wurde,
nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Juist gekauft haben. Der
Fuhrhalter wurde von der St.-Magnus-Gemeinde mit den Trauerfahrten
beauftragt, als das kirchliche Fahrzeug Achsenbruch erlitten und man
sich gegen eine Neuanschaffung entschlossen hatte. Wenn das
Gefährt benötigt wurde, riefen Kirchenmitarbeiter
oder die
Angehörigen des Verstorbenen bei Edzards an.
Der
Kirchturm
diente bereits vor dem Krieg als Unterstellgelegenheit
für den Leichenwagen. Hier wurden auch die schwarzen
Pferdedecken
getrocknet. Der Vater von Friedhofswärter Siebelt Mehring
lenkte
den Leichenwagen bis in die 1950er Jahre. Das Auto machte den
pferdebespannten Bestattungswagen schließlich
überflüssig, die letzte Fahrt war im März
1969 zur
Beerdigung von Gastwirts Heinrich von der Werp.
ZUM EXPONAT:
Bestattungswagen
oder auch Leichenwagen wurden aus
Holz mit Eisen beschlagenen Rädern erstellt. Mit ihnen wurden
die
Särge von der Trauerfeier, die in diesen Jahren in den
Häusern der Verstorbenen stattfanden, zum Friedhof
befördert
beziehungsweise Überführungen vorgenommen.
Die
evangelisch-lutherische St.-Magnus-Gemeinde
Esens hatte ihren eigenen Bestattungswagen, der nach dem Bau des
Kirchturms 1844 im Erdgeschoss dieses Bauwerks untergestellt war. Auf
Gestellen wurden die schwarzen Pferdedecken getrocknet, zum Einfahren
legte man lange Bretter über die Stufen des
Turms.
Der
kirchliche Leichenwagen war Mitte des 20.
Jahrhunderts in die Jahre gekommen. So geschah es, dass die Kutsche
während einer Überführungsfahrt von Utgast
nach Esens in
den 1950er Jahren einen schweren Achsenbruch erlitt. Der Sarg
könnte danach mit Unterstützung von Bauern in die
Magnus-Kirche befördert worden sein.
Die
Kirchengemeinde entschloss sich nun jedoch,
keinen neuen Bestattungswagen mit Pferdeantrieb zu kaufen und zu
betreiben. Vielmehr baute man nun auf den Esenser Fuhrunternehmer
Gerhard Edzards, der sich einen eigenen Leichenwagen von der
Kirchengemeinde der Insel Juist kaufte und ihn in der
Bärenstadt
sogleich zum Einsatz brachte. Es handelt sich um das heute im
St.-Magnus-Kirchturm („Turm-Museum“) erhaltene
Exemplar.
Das Baujahr wird in die Zeit um 1880 datiert. Die Kutsche besitzt eine
Deichsel für zwei Pferde, durch die
rückwärtige Klappe
konnte man den Sarg auf Rollen hinein schieben. Wenn das
Gefährt
benötigt wurde, riefen Mitarbeiter oder Pastor beziehungsweise
die
Angehörigen des Verstorbenen die Familie Edzards an.
Fuhrmann
Gerhard Edzards lenkte seinen Leichenwagen
gerne selbst, zumal er auch mit den Pferden gut umzugehen wusste.
Über viele Jahre bis in die 1950er Jahre kutschierte der
Arbeiter und spätere Fuhrmann Hinrich Behrends
Mehrings (1872
– 1954),
der Vater von
Friedhofswärter Siebelt Mehrings (1898 - 1970), auch noch im
Ruhestandsalter den Esenser Leichenwagen. Er war beim Fuhrunternehmen
Edzards angestellt.
Mit
der Zeit war die Pferdekutsche nicht mehr
erforderlich, da das Auto für den Sargtransport praktikabler
wurde. Auch die Firma Christoff und Eimo Haak schaffte sich einen
motorisierten Leichenwagen an. Die letzte Einsatzfahrt der Kutsche soll
die des verstorbenen Esenser Gastwirts Heinrich von der Werp (1895 -
gestorben am 3. März 1969) gewesen sein. Dieses
dürfte am 6.
März 1969, dem Tag der Beerdigung, gewesen sein. Van der Werp
wohnte am Drostentor. Die Witwe war Anna, geborene van Felde.
Der
alte Leichenwagen stand lange unbenutzt in der
Edzardschen Scheune im Bereich zwischen Steinstraße und
Süderwall. Dann kam
„Turm-Museum“-Gründer Detlef
Kiesé auf die Familie Edzards zu, so dass 1981 ein Vertrag
über den Bestattungswagen als Dauerleihgabe für das
Turm-Museum geschlossen werden konnte. Seit 1982 gehört die
Kutsche (allerdings ohne die beiden Leuchter) zu den viel beachteten
Ausstellungsstücken im Museum der St.-Magnus-Kirche.
Im
Sommer 2012 wurde die Kutsche durch das
Restaurierungszentrum Neuenburg (Lars Böhner) restauriert.
Finanziert wurde diese Maßnahme von der
evangelisch-lutherischen
Kirchengemeinde St. Magnus, der Stiftung „Kulturschatz
Bauernhof“ in Cloppenburg und der Sparkassen-Stiftung
Harlingerland.
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St.
Magnus aus
Sicht von Künstlern
SONDERAUSSTELLUNG 2012 mit gegenwartsbezogener
Fotografie und betagter
Kunst nebeneinander
Von Detlef Kiesé
ESENS
- Wie sehen
Künstler und auch Fotografen die 1854 fertiggestellte
St.-Magnus-Kirche mitten in der Esenser Altstadt? Eine Antwort in Form
von einigen sehenswerten Exponaten liefert jetzt die soeben
eröffnete Sonderausstellung im Turm-Museum in St. Magnus.
Zusätzlich zur etablierten Ausstellung mit Darstellungen und Exponaten zur Geschichte einer der größten Kirchenbauten Ostfrieslands sind in Bereichen zusätzliche Materialien zu finden, die teilweise auf der Ausstellung „Schein & Sein“ des Museumsverbundes Ostfriesland vor drei Jahren basieren und durch weiteres Interessantes ergänzt wurde.
So sind die Ölgemälde von Ihmke
Gerdes Hicken zu sehen, in denen der Esenser Malermeister den Abbruch
der alten St.-Magnus-Kirche und die Bauzustände davor und
danach
in Tempera fest hielt. Zeitgenössische Arbeiten stammen von
Erwin
Hilsky (Scherenschnitt), G. Spiertz (Aquarell) und Ruth Albrecht,
Carolinensiel. Die älteste Darstellung der Esenser
Magnus-Kirche
in der Stadtansicht - mit Bleistift in Szene gesetzt- stammt aus Pastor
Christian Wilhelm Schneiders Zeichenbuch aus dem Jahr 1714.
Alten künstlerischen Interpretationen der örtlichen Kirche werden Arbeiten aus der Gegenwart gegenübergestellt, auch fotografisch können Künstler eine tolle Wirkung erzielen. Das zeigen großformatige Aufnahmen von Fotografenmeister Gerd Krüger, Museumsleiter Detlef Kiesé, Heimatkundler Axel Heinze und Clemens Scharmann: Er hat zur Ausstellung eindrucksvolle Panoramafotografien mit einem 360-Grad-Winkel beigesteuert, die das Gotteshaus von außen, aber auch von innen zeigen – teilweise als Little-Planet-View
Der markante Sakralbau findet sich zudem
auf Porzellanuntersetzern, Keramikfliese und als
Bleiglas-Handwerksarbeit, in Logos und als Werbezeichnungen wieder. Das
Turm-Museum zeigt einige Beispiele.
Eine Kirche ist aber nicht nur ein
Gebäude, sondern wird auch von den Menschen bestimmt, die in
ihr
arbeiten und für sie arbeiten. So wie das Gebäude den
architektonischen Mittelpunkt der Stadt bildet, will die Kirche im
Mittelpunkt der Gesellschaft
stehen. Um
dies zu verdeutlichen, hatte der Museumsverbund Fotografie-Studenten
der Fachhochschule Hannover gewinnen können. In Esens
fotografierte Jannis Keil (27) „Gesichter der
Kirche“,
Kantorin Inka Drengemann-Steudtner, Seniorenbesuchsdienstleiterin Luise
Kiesé, Museumsmitarbeiter Eike Scherler und Pastor Bernd
Reinecke. Sie sind in der Sonderausstellung im Kirchturm zu sehen
verbunden mit Aussagen, was die Personen mit der Kirche verbindet.
Eilke Wilken hat die Kurz-Interviews ins Plattdeutsche
übersetzt.
Turm-Museum
Das Turm Museum der St.-Magnus-Kirche,
1982 gegründet, befindet sich auf fünf Etagen des
1845
erbauten Kirchturms, der über 113 Stufen bestiegen werden
kann. Es
stellt in vier Themenbereichen den Sakralbau und das Leben der
Magnus-Gemeinde vor.
Die wichtigsten Exponate sind die
Bestattungspferdekutsche von 1880, das Uhrwerk von 1873, eine alte
Kirchenfahne und Zinkblech-Orgelpfeifen von 1920. Das Museum erlaubt
einen Blick in das Innere der Arnold-Rohlfs-Kirchenorgel und bietet bei
den Glocken einen Rundumausblick über Esens.
Das
Museum mit der Sonderausstellung
„Schein & Sein –
St.
Magnus im Blick von Künstlern und Fotografen“ ist bis Oktober
dienstags und donnerstags von
15 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Der
Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.
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Persönliche
Erinnerungen
SAISONAUSSTELLUNG 2011 im Turm-Museum Esens
„Dulke Margarethea Peters, geboren
8. Mai 1881, ist nach empfangenen Religionsunterricht am 29.
März
1896 in der St.-Magnus-Kirche zu Esens konfirmiert worden und hat
hierauf zum erstenmal am heiligen Abendmahl teilgenommen.“
Das
bescheinigt der Esenser Superintendent Christian Eberhard Hermann R.
Voß der fast 15-jährigen, späteren
Oberlehrerin Dora
Peters.
Derartige Urkunden und viele andere
interessante Dokumente, als zeitgeschichtliche Zeugen verwahrt im
Archiv der Kirchengemeinde Esens und im Magazin des Museums „Leben
am Meer“, sind in der
Sonderausstellung 2011 im
Turm-Museum St. Magnus zu sehen. Unter dem Titel
„Persönliche Erinnerungen“ zeigt das
Mitarbeiterteam
um Museumsleiter Detlef Kiesé zusätzlich zur
gewohnten
Ausstellung Papiere und Exponate zu den kirchlichen Ereignissen Taufe,
Konfirmation, Trauung und Bestattung.
Zahlreiche Gemeindemitglieder haben
durch ihre Leihgaben mitgeholfen, diese Sonderausstellung zu
vervollständigen. So gehört ein etwa 60 Jahre altes
gehäkeltes Taufkleid zu den Blickfängen in der
Abteilung
„Taufe“. Dokumente machen dazu deutlich, wie mit
dem
„Auszug aus dem Geburts- und Taufregister“ anno
dazumal die
Existenz des neuen Erdenbürgers bescheinigt wurde.
Im Themenbereich Konfirmation lassen sich
die Veränderungen bei den
„Erinnerungsstücken“
über Generationen hinweg am deutlichsten ablesen. Gab es einst
hübsch in Buchdruck auch mehrfarbig hergestellte
Konfirmationsurkunden mit filigranen Zeichnungen und handschriftlichen
Eintragungen (wie die von Käte Taddigs aus dem Jahr 1913), so
befindet sich auf den auf das Wesentliche reduzierten Dokumenten in
heutiger Zeit meist ein Foto. Nicht fehlen durfte das amtliche
St.-Magnus-Kirchensiegel. Als Geschenk gab es 1935 auch schon einmal
Kaffeetasse und Kuchenteller mit passender Inschrift sowie
später
metallene Kreuze als Wandschmuck.
„Zur Erinnerung an die
Vermählung“ steht auf einer kleinen Wandvitrine des
Ehepaares Cordes vom 4. Mai 1900, neben dem Myrtenkranz und dem Spruch
„Aus der Myrthe möge Silber erblühn
– aus der
Liebe zartem Weiss werd’ euch einst ein goldnes
Reiss“.
Dazu sind in der Turm-Museums-Ausstellung hübsch gestaltete
Trauscheine, filigraner Brautschmuck und sorgsam aufbewahrte Teile des
Schleiers zu sehen.
„Erinnerungsstücke“
an die Zeitgenossen sind schließlich auch Trauerbriefe und
Todesanzeigen, von denen Beispiele aus verschiedenen Epochen in der
Sonderausstellung zu sehen sind. Darunter sind Briefe, in denen
Familien beispielsweise die Nachricht erhielten, dass ihr
29-jähriger Angehöriger den „Tod
für Führer,
Volk und Vaterland“ fand, nachdem er „bis zum
letzten
Atemzug seiner Pflichterfüllung“ im Ersten oder
Zweiten
Weltkrieg nachgekommen ist.
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SONDERAUSSTELLUNG 2010 (ab Pfingsten):
Esenser
Kirchenorgel Arnold Rohlfs
größtes
Bauwerk
Bedeutendes Tasteninstrument des 19. Jahrhunderts in Ostfriesland wird 150 Jahre alt
Die
neue
St.-Magnus-Kirche war schon sechs Jahre fertig, als auch die
Bauarbeiten an der großen Kirchenorgel auf der turmseitigen
Empore abgeschlossen werden konnten. Der 30-stimmige Bau für
seinerzeit 24000 Reichsthaler wird heute als größte
und
einer der schönsten Orgeln des 19. Jahrhunderts in
Ostfriesland
bezeichnet und ist zugleich auch die bedeutendste Arbeit des Esenser
Orgelbaumeisters Arnold Rohlfs. 1860, also vor 150 Jahren,
wurde
das Tasteninstrument in Betrieb genommen.
Rohlfs
hatte seine Arbeit mit der Grundstein-legung der St.-Magnus-Kirche im
Jahr 1848 aufgenommen - und benötigte zwölf Jahre. In
der
rein mechanischen Schleifladenorgel, für die der
Kirchen-Architekt, Hannovers Konsistorialbaumeister Ludwig Hellner, den
Esenser Handwerker beauftragt hatte, vereinigt sich solide norddeutsche
Orgelbautradition mit Strömungen der Romantik. Das Instrument
zeichnet sich durch eine Fülle charakteristischer
Einzelstimmen
sowie ein mildes, jedoch raumfüllendes Plenum aus.
Mit
dieser größten Orgel aus seiner Werkstatt - sie
besitzt 30
Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal - hat sich Arnold Rohlfs
in seiner Heimatstadt ein Denkmal gesetzt. Das neuromanische Prospekt,
das Rohlfs nach den Plänen Hellners umsetzte, enthält
eine
bunte Stilmischung von Elementen der Renaissance. Dazu gehören
kannelierte Säulen und biedermeierliche
Instrumentendarstellungen
im mittleren Rundbogen. Durch die rhythmische Gliederung von kleinen
und großen Pfeifenfeldern kommt die Einheit von Architektur
und
Orgelgehäuse gut zur Geltung, beschreiben Fachleute.
Keine
Pfeife ist im Kircheninstrument wie die andere.
Einmal aus Kiefern- und Eichenholz gebaut, dann aus Zinkblech
gelötet sind sie von zwei Zentimeter bis fast fünf
Meter
groß - einige der Prospektpfeifen auf der Vorderseite. Es
gibt
nach oben offene Metallpfeifen und gedeckte, also verschlossene,
Varianten, die dann bei
gleicher Größe noch höhere Töne
erzeugen
können. Zwei Balgentreter, oft Konfirmanden, sorgten
für den
erforderlichen "Wind".
1931
wurde die Orgel mit Stromanschluss versehen, so
dass ein Ein-PS-Motor künftig für den Winddruck
sorgen
konnte. Im rückwärtigen Kirchturm montierten
Fachleute den
Motor "Ventus", der einen Winddruck von 120 Millimeter
Wassersäule
bei einer Luftleistung von 21 Kubikzentimeter in der Minute erzeugen
konnte. Das Gebläse, das heute noch im Turm-Museum zu sehen
ist,
war mit einem neun Meter langen Kanal von 30 mal 30 Zentimetern im
Querschnitt mit der Orgel verbunden, bis es 1969 durch eine neuere
Technik ersetzt wurde.
Nach einem unsachgemäßen Teilrestaurierungsversuch im Jahr 1963 durch die Firma Palandt führte die Wilhelmshavener Orgelbaufirma Alfred Führer 1980 bis 1983 eine umfassende Restaurierung des Instruments im denkmalspflegerischen Sinn durch. So wurde der Originalzustand der Rohlfs-Orgel nahezu wiederhergestellt. Im Prospekt stehen seither wieder echte Zinnpfeifen - die Originale waren im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgeliefert und durch Pfeifen aus Zinkblech ersetzt worden. Diese befinden sich teilweise heute im Turm-Museum, aus dem man auch einen Blick in das Innere der Orgel werfen kann. Hier sind in der Sonderausstellung ab Pfingsten 2010 auch viele Details zu diesem Thema zu erfahren.
Die
letzte größere Wartung mit Reparatur
fand im Oktober 2006 durch die Norder Firma Bartelt Immer statt. Der
Spieltisch wurde vor wenigen Wochen restauriert. St.-Magnus-Kantorin
Inka Drengemann-Steudtner hat für das Jubiläumsjahr
eine
Reihe von Veranstaltungen beziehungsweise Konzerte geplant, bei denen
die Rohlfs-Orgel im Mittelpunkt steht.
Stichwort:
Arnold Rohlfs
Arnold
Rohlfs (1808 - 1882) war der Sohn des Esenser
Orgelbauers Johann Gottfried Rohlfs (1759 - 1847), der als
Begründer der Orgelbausippe Rohlfs gilt, die zwischen 1790 und
1891 wirkte. Stets hielten sie an der traditionellen Bauweise mit
mechanischer Traktur und Schleifladen fest. Da der ältere
Bruder,
Orgelbauer Jacob Cornelius Rohlfs (1805 - 1831), schon früh
gestorben war, übernahm dann Arnold Rohlfs 1840 das
Geschäft
und betrieb es später zusammen mit seinem Neffen und Stiefsohn
Friedrich (1829 - 1891), dem Sohn von Jacob Rohlfs.
"Gebrüder Rohlfs",
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Der
HARLINGER berichtete im Sommer 2007:
„Bitte nicht
berühren“-Schilder fehlen
Im 25
Jahre alten Turm-Museum in St- Magnus ist nun Sonderausstellung
eingerichtet
Esens-
Bürgermeister Werner Schmidt,
Heimatvereinsvorsitzender Reinhard Andreesen und
Kirchenvorstandsvorsitzender Georg Oldewurtel waren es im August 1982
neben vielen anderen, die die Einrichtung des kirchlichen Museums in
den Turm der St.-Magnus-Kirche klasse fanden. Immerhin, so die
damaligen Einweihungsredner, sei die Esenser Museumslandschaft um eine
lohnende Station erweitert worden.
In den
zurückliegenden 25 Jahren hat sich das
„Turm-Museum
in St. Magnus“ längst etabliert, im Zeitraum Ostern
bis Ende
der Herbstferien können Jahr für Jahr viele tausend
Besucher
begrüßt werden, die kein Eintrittsgeld zahlen,
dafür
gerne einen Obolus in die Spendendose geben. Der runde Geburtstag soll
am Sonntag, 9. September, ab 11 Uhr mit einem großen
Museumsfest
gefeiert werden, zu dem auch die Museumsgründer kommen wollen.
Schon jetzt macht allerdings die Sonderausstellung „Immer in
der
Mitte – der Kirchturm“ auf der dritten Etage
deutlich, wie
viel Arbeit im damals einjährigen Ausbau des Turms zum Museum
steckte.
Die
jungen Erwachsenen verbauten in vielen Hunderten ehrenamtlichen
Arbeitsstunden mehrere Rollen Stromkabel, zig Liter Holzschutzfarbe und
etliche Quadratmeter Holzfußboden. Schon einige Jahre zuvor
hatte
die Kurverwaltung Esens-Bensersiel den Einbau einer Treppenanlage
mitfinanziert. Den Bemühungen des Museumsteams war es zu
verdanken, dass parterre nun einer der alten Leichenwagen und weiter
oben mächtige zu sehen ist und das 1876 gebaute Uhrwerk wieder
tickt, die Gruppe fand die alte Altardecke und die frühere
Kirchenfahne wieder und stellte neben umfangreichem Bildmaterial und
Informationen zur Geschichte von Gemeinde und Gebäude unter
anderem auch schwere Glockenklöppel aus.
„Bitte-nicht-Berühren-Schilder
gibt es im Museum
nicht“ titelte 1982 der HARLINGER. Und bis heute hat sich am
kinderfreundlichen Konzept nichts geändert. Während
sich die
Eltern auf den herrlichen Ausblick über Esens bei den Glocken
freuen, verfolgt der Nachwuchs auf den bezifferten Stufen, wie viele
der 126 Schritte sie schon gemacht haben.
Sonderausstellungen
bildeten in all den Jahren immer
zusätzliche
Anreize zum Museumsbesuch: Einmal ging es um die
Kirchplatz-Umgestaltung oder den Esenser Pastoren und Astrologen
Hermann de Werve, ein anderes Mal um Kurioses aus dem Bestattungswesen
zu Großvaters Zeiten, Bibelfliesen, Ludwig Hellners
Kirchenbaupläne oder Bibeln aus drei Jahrhunderten.
In
einer zweiten Abteilung bietet das Turm-Museum in St. Magnus in
diesem Sommer zusätzliche Informationen zur Geschichte des
Kirchturms, der 1845 fertig gestellt rund zehn Jahre älter ist
als
der übrige Sakralbau selbst. So hat das Museumsteam die
Geschichte
der Glocken im Kirchturm aufgearbeitet. Die Rechnung über zwei
große, 1925 an die Kirchengemeinde gelieferten Glocken sind
ebenso zusehen wie Auflistungen der Metall-Kolosse, die 1942 im Rahmen
der Metallmobilmachung an das Deutsche Reich abgegeben werden mussten.
Nicht alle Glocken kehrten wieder nach Esens zurück, teils war
reger Schriftverkehr erforderlich.
Interessant
ist aber auch ein Schriftstück von Stadtdirektor
Ewald
Neemann, der den Kirchenvorstand 1950 bat, wegen des aufstrebenden
Fremdenverkehrs die Zifferblätter der Turmuhr streichen zu
lassen.
1975 war schließlich ein Jahr, in dem der HARLINGER mit
„Große Glocke in Gefahr“ auf die
Schäden der
St.-Magnus-Glocke aufmerksam machte und die Kirchengemeinde das
Vierer-Geläut mit einer Neuanschaffung komplettierte. Nach und
nach wurden Glockengeläut
und Turmuhrbetrieb vom Hand-
beziehungsweise Mechanikbetrieb auf Elektrik und Elektronik umgestellt
– auch diese Entwicklung lässt sich in der
Ausstellung
nachvollziehen.